Dingolfing. (ww) Altlandrat Heinrich Trapp hat gemeinsam mit der Verwaltung im Landratsamt in dieses Projekt viel Aufwand und Mühe gesteckt. Doch ist der dritte Bauabschnitt der Autobahnausfahrt Dingolfing- West zwischen Dingolfing und Teisbach wirklich notwendig? Die Fraktion der Grünen im Kreistag meint nein. In der vergangenen Woche war gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten der Grünen Rosi Steinberger Ortstermin. Die Agraringenieurin ist Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag.

Nun soll alles ganz schnell gehen. Für den 24. August hat Landrat Werner Bumeder eine außerordentliche Sitzung des Bauausschusses angepeilt. Darin sollen Aufträge vergeben werden, um mit dem Streckenabschnitt zwischen Backstube Frühmorgen und Teisbach des Autobahnzubringers Dingolfing-West möglichst zeitnah beginnen zu können. Nach Abschluss des Grunderwerbs soll noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden. Für 2021 ist die überwiegende Ausführung vorgesehen.

Grünen-Kreisrat Franz Anneser hatte auf der letzten Sitzung des Kreistags darum gebeten, diese Sondersitzung zu verschieben, bis man mehr über die finanzielle Entwicklung weiß. Am besten bis zu den Haushaltsitzungen. Für diese Sitzungen hatte Landrat Bumeder ein Durchforsten der bisherigen Investitionspläne angekündigt. Immerhin seien die Gewerbesteuereinnahmen im zweiten Quartal um 90 Prozent eingebrochen.

Immense Ausgaben für den Grunderwerb

Die Fraktion der Grünen im Kreistag mit Christine Aigner, Franz Anneser, Anton Reicheneder und Franziska Sänftl wollen in dieser Situation den dritten Bauabschnitt auf den Prüfstand gestellt sehen. Schon in der letzten Sitzung des alten Kreistags hatten die Grünen- Kreisräte Anton Reicheneder und Christine Aigner gegen überplanmäßige Ausgaben in Höhe von gut 1,3 Millionen Euro für den Grunderwerb gestimmt. Die Gesamtausgaben für den Grunderwerb liegen nun bei guten zweieinhalb Millionen Euro. Es gab einmal eine Zeit, das war man von weniger als einer halben Million Euro ausgegangen.

Dabei hat der Autobahnanschluss Dingolfing-West eine lange Vorgeschichte. Mehr als ein Dutzend Jahre reicht sie zurück. Der damalige Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein wollte einen dritten Autobahnanschluss nicht genehmigen. Es gebe keine lex Dingolfing, sagte er damals. Erst als das Konstrukt eines weitläufigen, überörtlichen Anschlusses auf den Tisch kam, war eine Genehmigung möglich.

„Den Erfordernissen des BMWVerkehrs ist mit dem ersten und zweiten Bauabschnitt Genüge getan“, stellte MdL Rosi Steinberger bei einem Ortstermin in der vergangenen Woche mit Parteifreunden aus dem Landkreis fest. 2013, als die Planfeststellung lief, sei eine andere Zeit gewesen. Heute müsse man abwägen, ob man einen schweren Eingriff in die Natur vornimmt.

Kreisrätin Christine Aigner erinnerte daran, dass man damals auf dem Trip war, neue Straßen sind gut. Aber mittlerweile habe man dazugelernt. Schon damals habe der Bund Naturschutz versucht, einzugreifen. Doch es sei wenig Gehör dagewesen. Gerade zu Corona-Zeiten sei dieses Naherholungsareal von Dingolfing und von Loiching aus stark frequentiert gewesen. Aigner kann sich auch einen Ausbau dieses Naherholungsgebiets beispielsweise mit einem Trimmpfad vorstellen.

Kreisrätin Franziska Sänftl erinnerte an die Ankündigung von Landrat Bumeder im Wahlkampf, neue Verkehrskonzepte schaffen zu wollen. Das Geld solle lieber in den ÖPNV gesteckt werden. Kreisrat Anton Reicheneder erinnerte an die ursprünglich vorgesehenen Gesamtkosten von 4,3 Millionen Euro. Mittlerweile sei man bei 7,6 Millionen Euro angelangt.

Areal für eine kleine Gartenschau?

Trassengegner Christof Werder sagte: „Nirgendwo in Bayern entsteht unter ähnlicher Straßenführung ein Autobahnzubringer für über acht Millionen Euro parallel und in direkter Sichtweite zum renaturierten Flusslauf der Isar, mit Radweg und über zehn Meter Breite. Ein Autobahnzubringer, aber für die Verkehrsanbindung der kleinen Ortschaften Teisbach und Loiching an die Autobahn ist er nicht nötig“. Stattdessen könnte auf dieser wertvollen Fläche etwas Einmaliges gestaltet werden, eine Landesgartenschau, ein Naherholungsgebiet mit Altwasser beim Mühlbach, eine kreative Freizeitfläche für gestresste Bürger, ein Tierpark. Die angesprochenen Flächen hätten für eine Nutzung als kleine Landesgartenschau den Autobahnanschluss, eine bestehende Zufahrt, einen Badesee, asphaltierte Autoparkplatz- und Wirtschaftsflächen (Gebäudekomplex ehemalige Fa. Wimmer), öffentliche Verkehrsanbindung, in der Nähe auch das Schloss Teisbach für eventuell die „grüne Verwaltung“.

Auf dem Foto zusehen (v.l.n.r.): Christoph Werder, KV-Vorstandsmitglied Thomas Maier, Kreisrätin Franziska Sänftl, Kreisrat Anton Reicheneder, MdL Rosi Steinberger und Kreisrätin Christine Aigner.

Quellenhinweis: Dingolfinger Anzeiger, Redakteur Winfried Walter (Text und Foto)

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