Untersuchungsausschuss "Ei"

Rosi Steinberger, verbraucherschutzpolitische Sprecherin, vertritt die grüne Landtagsfraktion im Untersuchungsausschuss "Ei". Ihrer Ansicht nach hätte der Skandal, der mindestens ein Todesopfer forderte, vermieden werden können, wenn die Staatsregierung von Anfang an korrekt kontrolliert und gehandelt hätte.

„Der Salmonellenskandal bei Bayern-Ei offenbart das Versagen des bayerischen Kontrollsystems inklusive der zuständigen Minister, die viel zu wenig zum Schutz der bayerischen Verbraucherinnen und Verbraucher getan haben. Es hat den Anschein, als würde hier ein großes Unternehmen geschont – und das zulasten der Menschen. Es ist unverständlich, warum die Firma Bayern-Ei nicht wesentlich schneller als Ursache des Salmonellenausbruchs identifiziert wurde.“

Der Untersuchungsausschuss müsse zudem eine nachhaltige Wirkung entfalten, so Rosi Steinberger weiter. „Wir müssen nach strukturellen Fehlern im Kontrollsystem suchen. Kann es sein, dass man in Bayern Hinweise aus anderen Ländern ignoriert hat? Weshalb hat man aus früheren Lebensmittelskandalen offensichtlich nichts gelernt? Ein Skandal von dieser Dimension darf bei uns nie mehr passieren!“ Das Gremium hat noch vor der parlamentarischen Sommerpause 2017 seine Arbeit aufgenommen.

7. Sitzung: Die Personalnot ist groß

Nur jeweils vier ausgebildete Expertinnen und Experten sind für die Überwachung und Kontrolle einer Vielzahl von Betrieben im Landkreis Deggendorf vorgesehen. Viel zu wenig.

„Landrat Christian Bernreiter aus Deggendorf bestätigte im Untersuchungsausschuss unsere Befürchtung, dass die Lebensmittelkontrolle in Bayern auf Kante genäht ist“, so Rosi Steinberger, unsere Sprecherin für Tier- und Verbraucherschutz und Mitglied der Landtagsgrünen im Untersuchungsausschuss „Bayern-Ei“.

Stellen sind zum Teil nicht besetzt, zusätzlich belasten Sonderaufgaben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Behörden. Obwohl die Aufgaben immer mehr werden, wird nicht mehr Personal bewilligt. Insgesamt sind es nur jeweils vier Lebensmittelüberwachungsbeamtinnen und -beamte und Veterinärinnen und Veterinäre, die für die Kontrollen der Betriebe im Landkreis Deggendorf eingesetzt sind. Der Landrat von Deggendorf hat aufgrund von mehreren Überlastungsanzeigen immer wieder bei der Regierung von Niederbayern interveniert. Am Ende kam eine zusätzliche Springerstelle bei den Veterinären heraus – die sich drei Landratsämter teilen müssen. Auf die neu geschaffene Kontrollbehörde, die am Januar 2018 ihren Dienst antritt, setzt Bernreiter nur wenig Hoffnung. In seinem Einflussbereich werden nur wenige und bisher unproblematische Betriebe zu der neuen Behörde wandern.

Die zurückliegenden Lebensmittelskandale haben nach Aussage der Lebensmittelüberwachungsbeamten aber durchaus Wirkung gezeigt: Aus Angst etwas zu übersehen, werde noch penibler kontrolliert. Dies koste aber Zeit, die an anderer Stelle wiederum fehlen würde. Die Kontrolleure und Kontrolleurinnen müssten bei ihren Aufgaben deshalb Schwerpunkte setzen, um ihrer Aufgabe zumindest ansatzweise gerecht werden zu können. Sie kontrollieren „nach besten Wissen und Gewissen“. So konzentriere man sich vor allem auf sogenannte Risikobetriebe, Betriebe, die in der Vergangenheit bereits negativ aufgefallen sind und Betriebe, in denen besonders sensible Personen versorgt werden (bspw. Krankenhäuser, Altenheime, Kindertagestagesstätten). Die Vorgaben des Lebensmittelkontrollsystems zur Kontrollhäufigkeit könnten mit dem derzeitigen Personalstand jedenfalls nicht voll erfüllt werden. Auch das Vieraugenprinzip könne aufgrund der personellen Situation oft nicht eingehalten werden, so dass nicht selten eine Person allein einen Betrieb kontrolliere. Rosi Steinberger: „Bei der personellen Situation sollte dringend nachgebessert werden, um die Verbraucherinnen und Verbraucher in Zukunft effektiv vor weiteren Lebensmittelskandalen schützen zu können.“

Die Firma Bayern-Ei hatte vier Standorte in Niederbayern, die sich auf drei Landkreise verteilten (Dingolfing-Landau, Straubing-Bogen und Deggendorf). Der Standort im Landkreis Deggendorf war von dem Salmonellenskandal rund um die Firma Bayern-Ei in den Jahren 2014/ 2015 nicht betroffen. Allerdings kam es auch dort in der Vergangenheit schon zu gravierenden Vorfällen. Im Jahr 2012 wurden Salmonellen der Kategorie 1 (Salmonella enteritidis) im Standort Aholming gefunden. Das Landratsamt sperrte damals zunächst nur einen der vier Ställe, aus den anderen Ställen wurden weiterhin Eier an die Verbraucherinnen und Verbraucher ausgeliefert. Man ging offenbar davon aus, dass die Salmonellen nicht auf die anderen Ställe übertragen würden. Dies stellte sich im Nachhinein als Fehleinschätzung heraus, als kurze Zeit später auch in den anderen drei Ställen die gefährlichen Salmonellen gefunden wurden. Daraufhin wurde der ganze Betrieb für Frischeier gesperrt. Im Nachhinein sei man immer schlauer, so die lapidare Aussage der zuständigen Veterinärin.

In der 8. Sitzung des Untersuchungsausschusses am 16.11.2017 werden Zeuginnen und Zeugen aus dem Landratsamt Dingolfing-Landau vernommen. Dieser Landkreis war von dem Salmonellenskandal rund um die Firma Bayern-Ei in den Jahren 2014/ 2015 unmittelbar betroffen. Rosi Steinberger: „Bei der Befragung werden wir ein besonderes Augenmerk darauf legen, herauszufinden, welche Konsequenzen dort aus den Fehlern der Vergangenheit gezogen wurden.“

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